Dienstag, 19. Juli 2011

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'Die radikaldemokratische und sozialistische 68er-Bewegung ist international, und für die politische Macht gilt es, sie überall unter Kontrolle zu halten. Initiativ wird hier das 'Büro für vertrauliche Angelegenheiten' beim Innenministerium in Rom. Es schafft die geheime Organisierung und internationale Koordination, die für die Umsetzung der ausgeklügelten Strategien des nicht konventionellen Krieges notwendig werden.
'1990 meldet sich der damalige Leiter dieses Büros, Umberto Federico d'Amato, im staatlichen Fernsehen RAI zu Wort und eröffnet, dass es ab 1968 in Bern regelmäßige Treffen der Verantwortlichen europäischer Geheimdienste zum Austausch und zur Koordinierung ihrer Aktivitäten gab, den so genannten Club di Berna.
Welcher Art diese Aktivitäten waren, darüber spricht d'Amato nicht. Doch Sergio Flamigni weiß einiges zu berichten: "Ich habe Einsicht nehmen können in das Protokoll der Versammlung des Club di Berna in Köln. Dort waren alle Chefs der westlichen europäischen Geheimdienste anwesend. Es wurde darüber theoretisiert, dass es nicht mehr ausreiche, Vertrauensleute in aufständischen Organisationen zu haben, die lediglich nach traditioneller Polizeimethode Informationen sammeln und denen untersagt ist, an illegalen Methoden teilzunehmen. Gefragt sei ein neuer Typus, der auch aktiv werde, zum Motor in der Gewalt werden müsse, um dann in die Führung der Organisationen der extremen Linken zu gelangen.(Fußnote)
Diese äußerst vertrauliche Sitzung in Köln fand am 19. Januar 1973 statt und betraf ausdrücklich die beiden linksextremistischen Gruppen BR und RAF, aber auch andere außerparlamentarische Gruppen der extremen Linken.
Der deutsche Vertreter der Polizei, aus Hamburg, führt zum 'neuen Typus' des V-Mannes aus:" Seine Ausbildung sollte die folgenden Bereiche umfassen: die Ideologie und die verschiedenen Verhaltensweisen der terroristischen Gruppen; der Einsatz aller Mittel und verfügbaren Techniken des Geheimdienstes; der Gebrauch von Waffen und Sprengstoff und Verteidigungsschulen; gründliche Instruktionen über die Grenzen seiner Aktivitäten in zukünftigen Missionen." (Fußnote)






Das 'Büro für vertrauliche Angelegenheiten' befasste sich dann in der Tat vor allem mit den sehr spezifischen Fragen der Einschleusung von Agent Provocateurs in linke Organisationen und - ganz im Sinne der ein Jahr zuvor in Kraft getretenen CIA-Direktive 'Chaos' - auf besondere Weise mit der Steuerung des Linksterrorismus. Als Anfang der 70er-Jahre bekannt wird, dass d'Amatos Büro alles tut, um die Ermittlungen zum Bombenanschlag auf der Piazza Fontana zu erschweren, und über Verwicklungen mit Rechtsterroristen immer mehr ins Gerede kommt, wird es 1974 kurzerhand aufgelöst und in das 'Ispettorato antiterrorismo', das Anti-Terrorismus-Amt überführt, das seinerseits 1977 in den zivilen Geheimdienst SISDE übergeht. (Fußnote). Es ist anzunehmen, dass 'Auflösung' nichts anderes als Umbenennung heißt, freilich in das genaue Gegenteil dessen, was dieses Amt tut, nämlich den Terrorismus anzuheizen und zu bekämpfen.'





Aus:
Regine Igel, Terrorjahre
















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