Montag, 15. November 2010

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"Wer sich schließlich an die widerständigen Weinbauern im badischen Wyhl Mitte der 1970er Jahre erinnert, an die Hausbe-setzer oder viele Bürgerinitiativen der 1980er denkt, der weiß, dass spätestens seit jener Zeit aufmüpfige Bürger immer wieder angeb-lich alternativlose, von Politikern beschlossene Großprojekte verhindert haben. Und wer heute über die Entfremdung von der parlamentarischen Demokratie spricht, vergisst, dass es eine höchst erfolgreiche, radikale Außerparlamentarische Opposition namens APO gab – entstanden aus der Überzeugung, dass wichtige Fragen in den Parlamenten nicht mehr verhandelt würden.
Gewiss, sie bestand zu großen Teilen aus linken Studenten, während heute arrivierte Bürger, Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten sich in Stuttgart wie in Gorleben in die Protestmärsche einreihen. In vielen Fällen sind es aber eben jene Medizin-, Jura- und Architektur-studenten, die damals auch schon dabei waren. So ist in der Bundesrepublik ein kollektives Geschichtsbewusstsein erfolgreichen zivilen Widerstands gewachsen. All diese außerparlamentarischen Bewegungen haben die Demokratie ja stärker und nicht schwächer gemacht. Was manche als Nörgeln, Zaudern und Blockieren erleben, ist in Wirklichkeit das Beste, was passieren kann: Dass Bürger sich um ihre Anliegen kümmern."



















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